Von Nils Leifeld
Brunsbüttel - Nominativ, Genitiv und Dativ - was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Und was hat es eigentlich mit den
bestimmten und unbestimmten Artikeln auf sich? Für Alaa Ahmoud, Dalia Rasheed und Saja Khadra steckt die deutsche Sprache noch immer voller Rätsel.
Im Integrationstreff (I-Treff) an der Koogstraße lernen die drei Frauen aus Syrien die Grundregeln der deutschen Grammatik
kennen, und wie sie sich im Alltag verständigen können. Ihre Lehrerinnen sind Margret Wachter und Christiane Sengebusch. Die beiden Frauen sind zwei der vielen ehrenamtlichen Kräfte des Vereins
Brunsbüttel hilft. Jeden Montag und Freitag jeweils von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr lernen die Brunsbüttelerinnen mit Frauen aus Syrien, Afghanistan und einigen weiteren Ländern
Deutsch. Neben einer Anfängergruppe gibt es einen Kursus, der für etwas Fortgeschrittenere ist.
Margret Wachter sieht die Deutsch-Stunden im I-Treff als Ergänzung zu den Sprachkursen an der Volkshochschule (VHS). „Dort
bekommen die Flüchtlinge einen guten Einblick in die deutsche Sprache, doch sind die Kurse teilweise überfüllt und die Menschen kommen kaum dazu, das Gelernte anzuwenden. Dafür sind wir nun da“,
so die ehemalige Grundschullehrerin.
Den Sprachunterricht für Flüchtlingsfrauen im I-Treff gibt es seit knapp vier Monaten. Alaa Ahmoud ist von Anfang an mit
dabei. Die 26-Jährige floh vor etwas mehr als einem Jahr mit ihrem Mann und den fünf Kindern aus der syrischen Stadt Aleppo nach Deutschland. „Ich möchte hier eine Arbeit finden und dafür muss
ich Deutsch verstehen“, sagt sie.
Eine weitere Schülerin des Deutsch-Kurses ist die 33-jährige Dalia Rasheed. In Syrien arbeitete sie als Englischlehrerin. Vor
knapp eineinhalb Jahren verließ sie mit ihrem Mann und den vier Kindern ihre Heimatstadt Hama und kam über Neumünster nach Brunsbüttel. „Ich mag Brunsbüttel sehr, hier ist es schön und ruhig und
das Meer ist nah“, sagt die Syrerin. Wenn sie gut genug Deutsch sprechen kann, möchte sie sich Arbeit suchen. Eine Rückkehr in die alte Heimat schließt sie kategorisch aus. „Ich würde sehr gerne
hier bleiben, ich fühle mich wohl hier“, so Dalia Rasheed. Einzig das schlechte Wetter der vergangenen Wochen stört sie ein wenig.
Neben dem Kursus für Frauen gibt es einen weiteren, zu dem auch Männer kommen dürfen. Dieser wird im I-Treff
dienstags, mittwochs und donnerstags jeweils am Vormittag angeboten. „Viele arabische Männer sind an die Trennung der Geschlechter aus ihrer Heimat gewöhnt und tun sich schwer
daran, einen Kursus mit einem Haufen Frauen zu besuchen“, sagt Christiane Sengebusch. Mit dem Kursus speziell für Frauen habe man in Brunsbüttel nun eine gute Zwischenlösung gefunden, so die
ehemalige Redakteurin unserer Zeitung.
Das Zwischenfazit von Margret Wachter und Christiane Sengebusch fällt nach knapp drei Monaten ausgesprochen positiv aus.
„Unser Angebot wird sehr gut angenommen, und die Menschen sind alle äußerst lernwillig und dazu sehr höflich und respektvoll im Umgang miteinander“, sagt Margret Wachter.
„Im Grunde leben wir hier doch im Paradies“, ergänzt Christiane Sengebusch. Das sehen Alaa Ahmoud, Dalia Rasheed und Saja
Khadra wohl genauso.
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